2011 ist meine Mutter gestorben. Mit gerade einmal 65 Jahren. Seit ihrem Tod hat mich eine tiefe Trauer erfasst. Mir war die Dimension nicht direkt bewusst. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis ich begriff, wie sehr mich ihr Ableben beeinträchtigen würde.
Bis heute habe ich mich nicht komplett von diesem Schock erholen können. Immer noch schmerzt mich der Verlust zu sehr. Über die Jahre habe ich aber immer besser gelernt, mit meiner Trauer umzugehen. Neben zahlreichen Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Verwandten hat mir vor allem eines geholfen: Meditation.
Ich bin kein religiöser Mensch. Jedenfalls nicht im klassischen Sinne. Sehr wohl bin ich aber empfänglich für Ideen, die eine längere Halbwertszeit haben als drei TikTok-Trends. So bin ich über Yoga und Meditation bei Lebensweisheiten gelandet, die ihren Ursprung im Buddhismus haben. Etwa die Idee, dass Schmerz unvermeidlich, Leiden aber freiwillig ist.
Oder dass es unendliches Leid bedeutet, sich stets nach mehr zu verzehren. Immer mehr zu wollen und dann doch zu merken, dass auch diese nächste Stufe nicht zum gewünschten Ergebnis führt. (Siehe aktuell “Der Millionär und der Mönch”)
Mehr Klicks, mehr Likes, mehr Follower, mehr Reichweite, mehr Aufmerksamkeit von Dritten, mehr Interviews, mehr Views, mehr Geld, mehr Klout - alles nix wert, weil nichts ist von Dauer und nichts fühlt sich nachhaltig gut an.
Schon länger habe ich mich deshalb aus dem Status Game verabschiedet. Klar, ich genieße es natürlich sehr, wenn ich zu einem Thema gehört werden. Es bedeutet mir extrem viel, dass Du meinen Newsletter abonniert hast und Du Dir fünf Minuten Zeit nimmst, um diese Zeilen zu lesen.
Ich sehe aber schon lange keinen Sinn mehr darin, mein Leben darauf auszurichten, mehr zu erreichen. Konzentrieren wir uns doch lieber auf das, was wir haben. Weniger Ego, mehr Liebe!
Kümmern wir uns um Freunde, denen es nicht gut geht. Sorgen wir uns um Nachbarn, die einsam sind. Schauen wir auf unsere Liebsten und tragen dazu bei, dass ihr Leben ein kleines bisschen besser wird.
Geben und Teilen bescheren einem mehr Glück und Zufriedenheit als alles andere.
Meine Highlights der Woche
Meine Große (9) hat zum ersten Mal vor Publikum etwas vorgetragen. Bei der alljährlichen Lesestube ihrer Schule hat sie aus einem ihrer Lieblingsbücher vorgelesen. Mit Leselampe, Mikro und Herzklopfen. So aufregend und schön.
Meine Schwiegermutter ist 70 geworden und unsere Überraschung hätte nicht besser ankommen können. Da die alte Punkerin riesiger Feuerwerksfan ist, haben wir bei der Stadt eine Ausnahmegenehmigung geholt und zwei Minuten Liebe in den Nachthimmel gemalt. Ja, Feinstaub, I know. Aber wer nahezu jeden Tag nur zu Fuß unterwegs ist, kann sich sowas womöglich einmal in siebzig Jahren erlauben. Dunno.
Ich habe mir ein Kindle gekauft. Finally. Und was soll ich sagen: Es ist tatsächlich ein großes Lesevergnügen. Ob Amazon die beste Adresse ist, um Geld loszuwerden? Sicherlich nicht. Aber das Produkt Kindle ist wirklich große Klasse - vor allem weil ich mir beim Lesen gern Notizen mache. Über die App Readwise kann ich meine Markierungen direkt mit meinem digitalen Notizbuch Notion syncen und zack - jederzeit habe ich all meine Buchnotizen parat. Wirklich smart. Natürlich könnte ich auch meine handschriftlichen Anmerkungen ins Digitale übertragen. Aber nun ja. Du weisst, wie es ist.
Die wunderbare Pia Frey hat mich eingeladen, um mit ihr im OMR Media Podcast über Twitter zu sprechen. Das Ergebnis geht nächste Woche live. Schon länger überlege ich, ob ein Podcast nicht auch für mich / uns ein spannender Weg wäre, Menschen an meinem / unseren Wissen über die Schnittstellen von Social Media und Politik teilhaben zu lassen. Das Feedback von Pia war jedenfalls super - vielleicht ja eine schöne Idee für 2023.
Last but not least habe ich diese Woche gestaunt, wie freundlich alle auf LinkedIn sind. Der Wahnsinn. Vor allem wenn man so wie ich die letzten 12 Jahre auf Twitter unterwegs war. Was an vielen anderen Orten im Internet als Zynismus abgetan worden wäre, nehmen Menschen dort einfach an. Wunderbar.
Das Album der Woche
Das Album der Woche kommt von Wizkid. Eigentlich ist der Junge viel zu erfolgreich, als dass mich seine Musik catchen könnte. Ich pflege da seit Jahren diese Musik-Nerd-Attitüde, die es mir nicht erlaubt, Songs gut zu finden, die kommerziell erfolgreich sind. Und stehe mir damit natürlich grandios selbst im Weg. Aber es gibt hier und da Ausnahmen. Wizkid (und viele weitere Künstlerïnnen, die demnächst an dieser Stelle zu hören sein werden,) gehört definitiv dazu. Was für ein fantastisches Album zwischen Pop, Afrobeat und Amapiano.
Guten Tag. Wie wahr! Danke für den wöchentlichen ungefilterten Input. Podcast würde ich auch hören aber bitte nicht aufhören zu Schreiben.
Hi Martin, dein Blog geht unter die Haut. Vielen Dank dafür! 😊 Und: Podcast ist eine super Idee!