Twitter ist tot. Lang lebe Twitter!
Lies bis zum Ende für ein verdammt gutes Album aus Argentinien.
Yes, Freitagabend, 21:00 Uhr, Twitter ist noch da. Wird es vermutlich auch noch eine Weile sein. Trotzdem kommt das Hashtag #RIPTwitter mittlerweile auf mehr als eine Million Tweets. Leute verabschieden sich. Tausendfach. Erstmal auf Verdacht.
Klar, am liebsten würden alle bleiben. Aber wer weiß schon, was morgen ist. Lieber heute noch schnell auf die anderen Kanäle hinweisen, über die mensch sonst auch noch erreichbar ist (zum Teil mit lustigen Hinweisen):
- TikTok (“maybe starting next year”)
- Mastodon (“für den Fall der Fälle”)
Gute Sache. Mache ich mit.
Dankesreden werden auch verfasst. Lobeshymnen auf den blauen Vogel gesungen. Völlig zurecht. Auch dies ist eine ganz persönliche Danksagung. An dieses komische Konstrukt, ohne dass ich euch hier heute niemals schreiben könnte. Think about it.
Twitter war für mich ein fantastisches Werkzeug, um mir Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein zu erarbeiten. Was, Kollegin
schreibt, fühle ich sehr.
Als ich mit Twitter startete, hieß ich noch Giesler und hatte nicht den leisesten Schimmer, wie sich die Plattform eines Tages für mich bezahlt machen könnte - persönlich und finanziell.
Was habe ich mich am Anfang geärgert. Zwischendurch auch. Dann ging es wieder. Aber dann auch wieder sehr. Meine Güte.
Aber: Ohne Twitter hätte ich niemals so viele feine Kollegïnnen kennengelernt - viele davon sind echte Freunde geworden.
Ohne Twitter hätte ich niemals so viel lernen können - Twitter ist einfach ein unglaubliches Tool, um vom Wissen der Welt in Echtzeit zu profitieren.
Ohne Twitter (und meine Tausend Tweets zu Social Media und Gesellschaft) hätte ich mir niemals ein derartiges Standing aufbauen können. Eine Reputation, die letztlich dazu geführt hat, mich mit dem Social Media Watchblog selbstständig zu machen.
Twitter hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass ich als so ziemlich einziger Journalist in Deutschland von einem Paid-Newsletter leben kann. In Eigenregie. Ohne Verlag. Einfach DIY.
Wir (Hallo Simon, du alter Teufelskerl, alles Gute zum Geburtstag 🎂) haben gerade die Marke von 250.000 Euro Umsatz bei Steady geknackt. Mit einem Newsletter. Mit Bloggen. Mit Journalismus. Weil Menschen lesen möchten, was wir schreiben. Was für eine Geschichte. Was für ein Meilenstein auf einer Reise, die noch viele Jahre weitergehen darf.
Heute brauche ich Twitter nicht mehr so sehr, um mir Sichtbarkeit zu erarbeiten. Ich habe früh erkannt, wie wichtig es ist, ein eigenes Netzwerk unabhängig von den Interessen der Social-Media-Plattformen aufzubauen. Ein absolutes Privileg. In einer späteren Ausgabe mehr dazu.
Sehr wohl ist Twitter aber verdammt noch einmal weiterhin elementar für all jene, die ansonsten wenig bis gar keine Chance darauf gehabt hätten oder haben, gehört, gelesen oder gesehen zu werden. Die Proteste in Iran sind das beste Beispiel.

Ich hoffe daher sehr, dass sich alles wieder beruhigt um Twitter. Musk einfach die Lust verliert und weiterzieht.
Das Netzwerk ist größer als Elon. Das kann er womöglich nur schwer akzeptieren.
Aber vielleicht ist das der eigentliche Preis, den er für die Übernahme von Twitter bezahlen wird.
Nachtrag zur Ausgabe “Die Welt zu Gast bei Menschenfeinden”: Ich werde die WM gucken. Ich bin einfach zu sehr Fußball-Fan, um mir das entgehen zu lassen. Mein singulärer Protest würde nix bringen. Daher habe ich mich entschieden, diejenigen zu unterstützen, die mit ihrer Arbeit einen Unterschied machen können: Ich bin jetzt Mitglied bei Amnesty International. Dort kann ich nachhaltig in Menschenrechte investieren. Wenn du das auch machen kannst, hier entlang.
Was ich die letzten sieben Tage entdeckt habe:
Der geschätzte Kollege
hat einen neuen Newsletter gelauncht. Im Recherchebrief teilt Daniel Hinweise auf investigative Recherchen in Text, Podcast oder Doku. Definitiv ein Abo wert!
Das Buch Oversubscribed von Daniel Priestley hingegen gibt es schon ein paar Jahre. Entdeckt habe ich es aber erst jetzt durch Mediziner-turned-Produktivitäts-Influencer-YouTube-Gott Ali Abdaal. Einer der Aha-Momente aus dem Buch: Konzentriere dich auf die Menschen, die dein Produkt nutzen, anstatt Fremden hinterherzurennen. ✊🏻
Das Album der Woche kommt von Chancha via Circuit - irgendwas zwischen Cumbia, Downbeats, Anden-Folklore und Electronica. Ich habe mich jedenfalls total in diesen Sound verliebt. Am besten auf stabilen Kopfhörern hören und davon schweben.
Vielen Dank, dass ich dir schreiben darf!
Ich wünsche ein wunderbares Wochenende -
Martin
*Umsatz bei Steady = Gesamtumsatz jemals (Start August 2018)
Nach all dem, was ich über die WM gesehen und gelesen habe, KANN ich nicht schauen, auch wenn es mir mein Fußball-Herz zerreißt. Du kannst ja gerne die Highlights mit in den Newsletter packen ;-). Die Idee mit AI als Ausgleich ist sehr gut! Schönes WE, Matthias