Goodbye Twitter
Wer hat einen guten Grund, Twitter nicht zu verlassen?
Hey, ich überlege die ganze Zeit, ob ich meinen Twitter-Account nicht einfach dichtmachten sollte.
1/ Ich finde Elon Musk fürchterlich und möchte nicht dazu beitragen, seinen Einfluss / seinen Wohlstand zu mehren.
2/ Twitter ist für mich schon länger nicht mehr relevant, um meine Gedanken mitzuteilen - mein Newsletter (Social Media Watchblog) ist der viel größere Hebel, um an einer informierten Öffentlichkeit mitzuwirken.
3/ Auch bin ich nicht sonderlich gut darin, auf Twitter Sichtbarkeit zu erzeugen - mir ist dieses Hot-Take-Ding einfach zu doof, aber nur mit krassen Thesen findet man Gehör. Dadurch wachse ich schon seit Jahren nicht mehr, meine Tweets erreichen kaum Menschen.
4/ Über die Slack-Gruppe des Watchblogs habe ich zudem einen Ort geschaffen, der zum Austausch mit Leserïnnen einlädt.
5/ Substack bietet ebenfalls eine weitere spannende neue Instanz, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die sich für die Themen interessieren, die mich umtreiben, bzw. andersherum. (Substack fühlt sich ein bissl an wie eine zeitgemäße Blogroll.)
6/ Ich fühle persönlich keine Verpflichtungen, auf Twitter Informationen bereitzustellen, damit dort nicht nur Wahnsinn zirkuliert - das ist imho wenn überhaupt die Aufgabe von (ÖR-) Medienhäusern, Politik und NGOs.
7/ Auch sehe ich nicht, dass ein Verbleib dabei hilft, dass Twitter ein Ort bleiben kann, über den auch Minoritäten gehört werden können. So nach dem Motto: Ist aber wichtig, dass wir alle da bleiben, ansonsten geht ein zentrales Instrument flöten, mit dem sich Menschen Gehör verschaffen können, die sonst nicht gelesen, gesehen oder wahrgenommen werden. Twitter ist sowieso schon ein fürchterlicher Ort für viele - Musk wird es nicht besser machen. Wohl eher im Gegenteil. Anstatt Gehör zu finden, schafft Twitter oft ein Klima, das zermürbt.
Ein Verbleib, obwohl viele Punkte dagegen sprechen, würde einfach die (vermeintliche) Bedeutung von Twitter zementieren. Nicht von mir allein. Ist klar. Aber wenn wir nicht individuell handeln, wie soll dann in diesem Fall Veränderung zum Guten gelingen?
Wenn wir aber der Plattform Kollektiv den Rücken kehren, dann hätte Musk ganz schnell ein zweites Parler - eine rechte Echokommer voller Fanboys ohne größere Bedeutung.
Wie seht ihr das? Bleiben? Gehen? Was spricht dafür zu bleiben? Was übersehe ich? Was bringt euch Twitter noch?
Wer mag, schreibt mir per E-Mail zurück oder springt in den Chat in der Substack-App.
Danke fürs Zuhören & Helfen beim Gedanken sortieren,
Martin 😩
Dissenting opinion: Ich kenne nach wie vor keine bessere Alternative, um regelmäßig interessante Artikel, Perspektiven, Zusatzinformationen zu Themen des Tages und Memes in einem Feed zu kriegen - noch dazu kurz und textbasiert.
TikTok ist zwar auch ein angenehmer Feed, aber eher nicht, wenn ich über Innenpolitik quatschen will, oder eben interessante Texte suche. Die Meta-Tools sind langweilig bis wahnsinnig geworden, LinkedIn ist mir nicht vielseitig genug, und mit der Themen- und Perspektivenvielfalt auf Twitter kann für mich nach wie vor nichts mithalten.
+ ja, Twitter ist oft toxic. Aber gerade in meiner Position ohne Bluecheck und Riesenreichweite kann ich das mit Mute- und Block-Funktion so steuern, dass es netto ein sehr angenehmer Kanal für mich ist.
Ich bin dort nur noch aus völlig egoistischen Freelancer-Gründen aka Sichtbarkeit. Wobei ich auch da das Gefühl habe, dass sich das mit LinkedIn recht effektiv ersetzen lässt.